…und die die Kranken in ihren Nöten aufsuchten; fünf Schwerhörigen verhalf sie wieder zu ihrem Gehör, indem sie eine Meerzwiebel (Urginea maritima) in Kamillenöl briet und dann das warme Öl öfters ins Ohr träufeln ließ.
So beschreibt die 1907 geborene Pionierin der Kräuterheilkunde eine der vielen Wirkungen der Echten Kamille, die vom Verband Deutscher Drogisten 1987 zur ersten Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde. Ob man die Rezepte der Maria Treben heute noch genau so anwenden möchte, wie sie es in ihren Büchern beschreibt, bleibt jedem selbst überlassen. Fest steht, dass nicht nur sie, sondern auch viele andere europäische Kräuterkundler die Heilkraft unserer Natur nachgewiesen haben. Dies ist auch wissenschaftlich bestätigt.
Schon vor Urzeiten, wahrscheinlich schon in der Steinzeit, haben die Menschen diese Heilkräfte erkannt und genutzt. Meist kannten sich nur bestimmte, oft gesellschaftlich wichtige Personen aus einer Dorf- oder Stammesgemeinschaft damit aus, zum Beispiel die keltischen Druiden oder die Medizinmänner oder –frauen der Ureinwohner in Amerika oder Australien. Sie gaben ihr kostbares Wissen nur an ihre Nachfolger weiter, und das häufig auch nur mündlich. Aber irgendwann wurde doch so Einiges aufgeschrieben, sodass die Erkenntnisse über die Heilkraft der Natur noch mehr Menschen zu Gute kommen konnten. Bekannte Pflanzenheilkundler waren Hippokrates, der „Vater der modernen Medizin“ (um 400 v. Chr.), Avicenna, auch Ibn Sina genannt, der persische „Medicus“ (um 1000 n. Chr.), die einzigartige Hildegard von Bingen (12. Jh.), deren Kloster hoch über dem Rhein einen Besuch wert ist, oder Pfarrer Sebastian Kneipp (19. Jh.), der auch die heilende Kraft des Wassers herausgearbeitet hat.
Die Traditionelle Chinesische Medizin ist heutzutage in aller Munde, kaum einer, der an einer chronischen Erkrankung leidet, hat nicht schon einen TCM-Therapeuten aufgesucht. Was viele Menschen aber nicht wissen: auch in Europa haben wir solche Heilkräuter, die oft nicht weniger wirksam sind als die aus den asiatischen Ländern eingeführten. Allerdings geht TCM weit über die Nutzung einzelner Kräuter hinaus und ist eine Lehre, die ein langes intensives Studium und viel Erfahrung braucht. Darum soll es hier nicht gehen, und TCM und europäische Pflanzenheilkunde schließen sich auch nicht aus. In vielen Teilen Europas, besonders in den Alpenländern, aber auch hier im Norden Deutschlands wurde altes und neues Wissen über die Pflanzen in unserer Umgebung gesammelt und dient als wunderbare Ergänzung zu anderen Methoden, um die Gesundheit zu fördern, Krankheiten vorzubeugen und sogar bei einer Heilung mitzuwirken. Allein in den alten Industriebrachen in und um Berlin wächst Unglaubliches!
Kräuterheilkunde heißt im Fachbegriff Phytotherapie, nicht zu verwechseln mit Physiotherapie (umfasst den großen Bereich des körperlichen Trainings, der früher Krankengymnastik genannt wurde) oder auch mit Psychotherapie (Psyche ist die Seele) – aber sowohl Körper als auch Seele können durch die heilende Kraft unserer Kräuter positiv beeinflusst werden. Diese kann auf unterschiedliche Weise verabreicht werden. Ich persönlich arbeite gerne mit Teekuren, da diese ein wunderbares Ritual beinhalten, mit dem wir uns selbst etwas Gutes tun können. Aber auch Tinkturen aus bestimmten Pflanzen oder äußerlich angewandte Öle, Salben, Bäder und Umschläge haben ihren Platz. Darüber hinaus können Heilkräuter ganz einfach beim Kochen mitverwendet oder im Rahmen eines schönen Rituals geräuchert werden. In der Aromatherapie mit bestimmten ätherische Ölen liegt eine weitere wohltuende Verwendungsform.
Die unterschiedlichsten Erkrankungen sprechen auf phytotherapeutische Maßnahmen gut an. Indikationen sind zum Beispiel der Wunsch nach einer Reinigungs- oder Entschlackungsmaßnahme, Unterstützung bei Krisen- oder Stresssituationen, die begleitende Therapie von Gelenk- oder Unterleibsschmerzen, wie auch andere Beschwerden in Zusammenhang mit Menstruation oder Wechseljahren, oder die Beeinflussung körperlicher Faktoren wie Blutdruck oder Atmung. Wichtig ist hierbei, dass die Pflanzenheilkunde immer nur als eine Säule bei der Behandlung gesehen werden muss. Bei Erkrankungen ist immer zuerst die Rücksprache mit dem behandelnden Haus-oder Facharzt zu suchen, darauf werde ich im Gespräch auch hinweisen. Anders sieht es bei prophylaktischen Maßnahmen aus, hier kann durchaus eine rein pflanzliche Maßnahme sinnvoll sein, vielleicht in Kombination mit einer Änderung der Ernährungs- oder anderer Lebensgewohnheiten.
In einer Beratungsstunde biete ich gerne an, gemeinsam zu überlegen, ob phytotherapeutische Maßnahmen in Frage kommen. Bitte meldet euch hierzu über das Kontaktformular.